Viele Energiepolitiker aus Baden-Württemberg berichten gerne von ihren Reisen nach Dänemark und der vorbildlichen Energiewende mit breit ausgebauten Wärmenetzen und weit verbreiteten Wärmepumpen und wollen das gerne kopieren.
Der selbsternannte State of Green, der die Klimatransformation als gesellschaftliches Ziel ausgemacht hat, ist in der Tat in vielen Bereichen anderen Ländern weit voraus. Daher ist es richtig, sich an Best-Practice-Beispielen und guten Vorbildern zu orientieren. Doch orientieren heißt nicht kopieren, sondern adaptieren und auf die eigene Ausgangslage anpassen.
Dänemark hat seinen Weg raus aus Öl und Gas bereits in den 70er Jahren eingeschlagen als Konsequenz aus der Ölkrise. Es hat auf den Ausbau von Wärmenetzen und Wärmepumpen gesetzt. Hinzu kommt ein großes Angebot an grüner Windenergie, die es ermöglicht, Strom für Wärmepumpen (aber auch Ladestrom für E-Autos) relativ günstig anzubieten. Und dennoch hat unser nördlicher Nachbar mit einem Vorsprung von teilweise 50 Jahren als realistisches Klimaneutralitätsziel weiterhin „nur“ das Jahr 2050 im Visier hat.
Unsere Politik plant bei einer deutlich schlechteren Ausgangslage bei der Verbreitung von Wärmepumpen und Anschlüssen an Wärmenetzen hingegen das Zieljahr 2045 oder wie in Baden-Württemberg 2040.
Neben der Zeitachse liegt der vielleicht größte Unterschied zu uns in dem hohen Konsens in der politischen Entscheidungsfindung. Wesentliche gesellschaftliche Entscheidungen wie die Energiewende werden von einer breiten politischen Mehrheit in der Mitte und von der Gesellschaft getragen. In Deutschland hingegen dominiert nicht erst seit der letzten GEG-Novelle ein Hin und Her und härtester politischer und ideologischer Streit.